Jetzt anhören: „Die Nase“ von Nikolai Gogol – als Hörbuch!
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[Musik]
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Gougs Die Nase erzählt die seltsame Geschichte von Ivan Jakovlevic, einem
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Friseur in Petersburg. Eines Morgens wacht er auf und merkt, dass seine Nase verschwunden ist. Doch
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die Nase verschwindet nicht nur, sondern beginnt plötzlich ein eigenes Leben zu führen und verhält sich wie ein hoher
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Beamter. Iwan sucht seine Nase in der ganzen Stadt, aber sie entkommt ihm
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immer wieder. Die Leute um ihn herum finden die Situation merkwürdig und verstehen sie nicht. Die Geschichte
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zeigt die Absurdität und den Humor des Alltags. Die seltsamen Ereignisse, die
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Ivan erlebt, zeigen, wie unerwartet das Leben sein kann. Diese Geschichte
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hinterfragt die Grenze zwischen Realität und Fantasie auf eine unterhaltsame und
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nachdenkliche Weise. Und hier beginnt nun dieses absorde und lustige
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Abenteuer. [Musik]
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Die Nase. Am 25. März passiert in Petersburg etwas
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sehr seltsames. Ivania Kovlevits hat einen Friseurladen am Wosnestki
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Prospekt. Er wacht früh am Morgen vom Geruch frischen Brotes auf. Sein
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Nachname steht nicht auf dem Schild, nur ein Bild von einem Mann mit Seife im Gesicht und die Worte schröpfen hier
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sind zu sehen. Iwan richtet sich leicht im Bett auf und sieht, dass seine Frau
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frisches Brot aus dem Ofen holt. Sie ist stark und trinkt gern Kaffee.
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Heute will ich keinen Kaffee trinken. Braskovia aus Sipovna, sagt er, ich möchte lieber Brot mit Zwiebeln essen.
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Eigentlich will er beides, aber seine Frau mag das nicht. Seine Frau denkt:
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"Gut, dann trinke ich mehr Kaffee, dieser Dummkopf." Bevor Ivan sich an den Tisch setzt,
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zieht er aus Höflichkeit seinen Frack über das Nachthemd. Er schellt zwei Zwiebeln, streut Walz auf den Teller und
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beginnt das Brot zu schneiden. Als das Brot in zwei Teile fällt, sieht er etwas
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Helles im Inneren. Er nimmt das Messer und schaut genau hin. Es ist nicht
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weich. Was kann das sein? Denkt er. Er steckt zwei Finger in das Brot und zieht
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eine Nase heraus. Er reibt sich die Augen, er glaubt nicht, was er sieht.
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Aber es ist wirklich eine Nase. Sie sieht bekannt aus. Vielleicht von
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jemandem, den er kennt. Sein Gesicht wird blass vor Schreck. Seine Frau wird noch wütender. Von wem
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hast du diese Nase abgeschnitten, du Monster? Schreit sie. Ich gehe zur Polizei, du Trinker. Drei Leute haben
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mir gesagt, du ziehst beim Rasieren so stark an der Nase, dass sie fast abfällt.
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Ivan ist ganz durcheinander. Die Nase gehört einem Beamten, den er jeden Mittwoch und Sonntag rasiert. Herrn
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Kovalov. Warte, Praskovia Sipovga, sagt er, ich
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werde die Nase in ein Tuch wickeln und irgendwo hinlegen. Später finden wir eine Lösung. Nein, ich will nicht mit
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einer abgeschnittenen Nase imselben Raum sein. Du Dummkopf, du kannst dein Messer schärfen, aber du weißt nicht, wie man
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es richtig benutzt. Bring die Nase weg. Ich will sie nicht sehen. Hast du mich verstanden?
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Ivan ist wie tot oder wie ein Mensch, der nicht wirklich lebt. Er denkt nach, aber ihm fällt nichts ein. Endlich
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kratzt er sich am Kopf und sagt: "Der Teufel weiß, wie das passiert ist." Aber
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es ist passiert. War ich gestern betrunken? Ich erinnere mich nicht. Brot
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im Ofen ist normal, aber eine Nase im Brot, das ist verrückt.
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Er sagt nicht mehr und denkt nach: "Die Idee, dass die Polizei die Nase findet, macht ihn sehr nervös. Er stellt sich
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Polizisten mit roten Kragen, silbernen Knöpfen und Schwertern vor und zittert
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am ganzen Körper. Am Ende zieht er sich an, zieht seine Stiefel an, wickelt die Nase in ein
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altes Tuch, hört noch einmal die Worte seiner Frau und geht nach draußen.
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Ivanja Kovlevs denkt, die Nase irgendwo auf der Straße zu verstecken. Er will
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sie hinter eine Tür werfen oder so tun, als ob sie ihm aus der Tasche gefallen ist und dann in eine Seitenstraße gehen.
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Aber das Glück ist nicht auf seiner Seite. Er trifft jemanden, den er kennt und muss viele unnötige Fragen
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beantworten. Was ist los? Wohin gehst du? Bei wem lässt du dich rasieren? Ein
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anderes Mal, als er fast die Nase los geworden ist, sagt ein Nachbar mit seinem Stock: "Du hast etwas verloren.
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Nimm das da." Ivan bückt sich, nimmt die Nase vom Boden auf und steckt sie in seine
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Tasche. Seine Hoffnung wird immer kleiner, weil die Straßen immer voller werden, wenn
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die Läden öffnen. Er entscheidet sich zur Isakievbrücke zu gehen. Dort will er
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die Nase in den Fluss Neva werfen. Ich muss sagen, dass ich euch nicht viel
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über Ivan erzähle. Er ist ein sehr respektabler Mann und wie jeder russische Handwerker trinkt er viel
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Alkohol. Obwohl er jeden Tag andere rasiert, sieht sein eigenes Haar und
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Bart wild aus. Er trägt nie einen Mantel, sein Frag ist schmutzig und gelblich und der Kragen ist immer sehr
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dreckig. Drei Knöpfe sind kaputt und Pferden hängen herunter. Iwan ist ein
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frecher Mann. Herr Kovjo, ein Beamter, fragt ihn oft beim Rasieren. Ivan, warum
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riechen deine Hände schlecht? Und Iwan antwortet immer: "Warum sollen sie schlecht riechen?" "Ich weiß nicht, aber
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sie riechen schlecht", sagt Kovalyv. Ivan kümmert sich nicht und schrubt das Gesicht seines Kunden mit viel Seife.
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Jetzt ist auf der Isakievbrücke. Er schaut zuerst um sich herum und dann
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schaut er vorsichtig ins Wasser, um zu sehen, ob viele Fische im Fluss sind. Dann läßt er die Nase ins Wasser fallen.
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Oh, denkt er, jetzt fühle ich mich viel leichter. Er lächelt zufrieden. Er will
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schnell zurück in seinen Laden, um seinen Kunden die Bärte zu rasieren. Aber er sieht einen Polizisten am
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anderen Ende der Brücke. Der Polizist zeigt mit dem Finger auf ihn und sagt: "Komm her, mein Herr." Ivan wird
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plötzlich ganz nervös. Er zieht seine Mütze ab und geht zum Polizisten.
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Guten Tag, Herr Polizist. sagt er. Vergissß den Gruß. Was machst du auf der Brücke? Ich wollte mich rasieren lassen
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und ich habe geschaut, ob das Wasser schnell fließt. Lügt nicht. Sag die Wahrheit. Herr Polizist. Ich rasiere Sie
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gerne zweimal oder dreimal die Woche kostenlos. Hör auf mit dem Geschwätz. Ich habe drei Friseure, die mich
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kostenlos rasieren und die sind stolz darauf. Was machst du auf der Brücke?
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Ivan wird ganz blass, danach wird es neblig und niemand weiß, was danach
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passiert ist. Klov, ein Beamter achten Grades, wacht sehr früh auf. Er macht
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mit den Lippen ein Geräusch. Br. Das macht er immer, aber er weiß nicht warum. Er streckt sich und greift nach
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einem kleinen Spiegel auf dem Tisch. Er will sich den Pickel ansehen, der gestern Abend an seiner Nase war. Er
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hält den Spiegel ans Gesicht und sieht eine glatte Fläche, wo seine Nase sein sollte. Kovalov hat Angst. Er befiehlt
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Wasser zu bringen. Mit einem nassen Tuch wäscht er seine Augen. Ja, seine Nase
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ist weg. Er fühlt mit der Hand an seinem Gesicht. Er schläft nicht. Das ist sicher. Kovalov springt aus dem Bett und
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schüttelt sich. Seine Nase ist weg. Er befiehlt seine Kleidung zu bringen, zieht sich an und geht direkt zur
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Polizeidienststelle. Wir müssen ein paar Worte über Kovalov sagen, damit wir wissen, was für ein
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Beamter er ist. Der klassische Beamte Achtengrades, auch Colessor genannt, ist
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nicht gleich dem achten der in Kaukasien vom Militär kommt. Diese sind verschieden. Kovalov war Soldat im
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Kaukasus und wurde vor zwei Jahren Zivilbeamter. Er vergisst seine militärische
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Rangbezeichnung nicht, weil er denkt, dass Major besser klingt als sein ziviler Titel. Wenn er eine Verkäuferin
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trifft, sagt er oft: "Frag einfach nach Major Kovalev. Jeder kennt mein Haus in der Sadovaya Straße. Wenn die
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Verkäuferin schön ist, sagte er es mit geheimnisvoller Stimme, frag nach Major Kovalevs Wohnung, die zeigen sie dir
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sofort. Deshalb nennen wir ihn auch Major Kovalev. Er geht gern am
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Nevoulevard spazieren. Sein Hemdkragen ist immer sauber und gebügelt. Sein Schnurbart ist besonders. Er geht gerade
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zur Nase und ist typisch für Architekten, Landvermesser, Militärzte und bestimmte Polizisten aus der
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Provinz. Kuwalov hat viele Siegen mit seinem Namen und Stempel mit Wochentagen wie
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Mittwoch oder Montag. Er kam nach Petersburg, weil er eine Arbeit suchte, die seinem Rang entspricht, vielleicht
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als Stellvertreter des Gouverneurs oder als Verwaltungsleiter in einem Ministerium.
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Heiraten will er auch, wenn die Braut mindestens 200.000 Rubel Mitgift hat.
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Am nächsten Tag geht er raus, aber er findet kein freies Pferdewagen. Also läuft er zu Fuß zur Polizeistation,
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wickelt sich in seinen Umhang und hält ein Taschentuch vor sein Gesicht, als ob seine Nase blutet. Vielleicht habe ich
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falsch gesehen, denkt er, kann die Nase einfach verschwinden? Auf dem Weg schaut er in einem Caffee in den Spiegel. Keine
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Kunden sind da. Die Kellner bereiten den Laden vor. Kovalov schaut in den Spiegel und ruft: "Verdammt, es bleibt nicht mal
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ein kleiner Buckel. Er beißtisch auf die Lippe, geht ohne jemanden anzusehen aus dem Cffe.
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Plötzlich bleibt er vor einem Haus stehen, ein eleganter Wagenheld und ein
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hochrangiger Beamter steigt aus. Kowolov erschrägt, denn der Beamte hat seine Nase. Der Mann trägt eine prächtige
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Uniform mit goldenen Borten und eine Mütze. Ein Schwert hängt an seiner Hose.
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Er schaut sich um, sagt los und steigt in den Wagen ein. Kovalov kann kaum
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glauben, was er sieht. Seine Nase trägt eine Uniform und fährt in einem Wagen herum. Er rennt dem Wagen nach und
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sieht, wie er vor der Katzana Kathedrale anhält. Kov geht in die Kathedrale. Er
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sieht viele Bettlerinnen. Sie tragen Lumpen, nur ihre Augen sind frei. Drinnen ist nicht sehr voll. Viele Leute
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stehen am Eingang. Kovalov ist sehr nervös und kann nicht beten. Er sucht mit den Augen den Herrn. Endlich sieht
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er ihn in einer Ecke weit weg. Er betet still, mit seinem großen Mantelkragen versteckt. Kovolov denkt, wie soll ich
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zu ihm gehen? Er ist ein hoher Beamter, sicher dritter Rang. Er räuspert sich, aber der Herr hört nicht. "Entschuldigen
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Sie, verehrter Herr", sagt Kovolov mutig. Der Herr dreht sich um und fragt: "Was wollen Sie?" Kovolov sagt: "Ich
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weiß nicht, wie ich das erklären soll, aber Sie haben ihre Stelle verwechselt. Ich sehe sie hier in der Kirche. Das ist
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nicht richtig." Der Herr sagt, ich verstehe nicht. Können Sie bitte Klärer sprechen?
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Kowolov sammelt seinen Mut. Ich bin Hauptmann und als Hauptmann kann ich nicht ohne Nase herumlaufen. Die Frauen,
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die Orangen an der Wosnetzki Brücke verkaufen, haben keine Nase. Aber das ist für sie egal. Für mich ist das
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anders. Mein Mann ist ein wichtiger Beamter und ich gehe zu wichtigen Damen. Deshalb kann ich nicht ohne Nase sein.
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Ich kann meine Gefühle nicht erklären, Herr. Kovalov zuckt mit den Schultern. Bitte verstehen Sie das vernünftig und
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mit Gefühl. Der Herr sagt, ich verstehe nichts. Können Sie es besser erklären?
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Kovalov stolz sagt: "Herr, ich bin ihre Nase." Der Herr schaut Kovalov an und
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sagt: "Sie irren sich. Ich bin ich selbst. Wir sind nicht verbunden. Sie arbeiten im Justizministerium,
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ich im Bildungsministerium." Dann betet der Herr weiter. Kovalov ist durcheinander. Er weiß
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nicht, was er denken soll. Plötzlich hörte er eine Stimme. Das Rascheln eines
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Damenrocks. Eine alte Dame mit einem rosa Hut und eine junge Frau kommen herein. Hinter ihnen steht ein großer
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Mann mit dickem Schnürbart. Er bereitet sich vor, Schnupftabak zu nehmen. Kovalov geht langsam zu ihn. Er richtet
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seinen Hemdkragen, ordnet seine Siegelkette und lächelt die junge Frau an, die ein Kreuz macht. Ihr Gesicht ist
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schön und zart. Kovalov lächelt breit. Dann erinnert er sich an seine fehlende
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Nase und wird traurig. Er will dem Betrüger sagen, daß er seine Nase ist,
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aber die Nase ist weg, wahrscheinlich auf einem Besuch. Kovalov ist sehr verzweifelt.
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Er verlässt die Kathedrale und schaut an der Tür nach seiner Nase. Er erinnert sich an den Hut, die Uniform und die
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Kutsche, aber er hat nicht auf den Mantel oder die Pferdeacht gegeben. Es ist ein sonniger Tag. Auf der NEV
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Promenade sind viele Menschen, vor allem Frauen in bunten Kleidern. Kavalov hat einen Freund, einen Beamten
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vierten Grades, den Major nennt. Ein anderer Freund ist Janin, Hauptmann und
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Leiter eines Senatsbüros. Er verliert immer beim Kartenspiel Boston. Ein
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anderer Hauptmann, der wie Kovalov im Kaukasus achten Grad erhalten hat, winkt ihm.
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"Verdammt noch mal", sagt Kovalov und springt in das erste Auto, das vorbeifährt. "Zur Polizei. Fahr! so
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schnell wie du kannst. An der Polizeiwache fragt er den Pertner: "Ist der Polizeichef da?" "Nein", sagt der
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Pörtner, "Er ist gerade gegangen." "Verdammt", murmelt Kovalov. "Wenn Sie
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eine Minute früher gekommen wären, wäre er noch hier gewesen," sagt der Pörtner. Kovalov steigt in das Auto und sagt
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verzweifelt: "Los, fahr! Wohin?" "Geradeaus." "Wie geradeaus? Die Straße
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teilt sich nach rechts und links." Kurvalof denkt nach. Vielleicht soll er zu Sittenpolizei
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fahren, denn dort werden solche Probleme schneller gelöst. Eine andere Möglichkeit ist, den Chef der Behörde zu
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treffen, die die Nase sucht, aber der scheint keine Ehrlichkeit zu haben. Gerade will Kovalov dem Fahrer sagen, er
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solle zur Sittenpolizei fahren. Da denkt er, dass die Nase vielleicht aus der Stadt fliehen kann. So jemand frech und
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skrupelos findet bestimmt einen Weg. Dann hat Kovalov eine Idee. Er gibt eine
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Zeitungsaufgabe auf, in der er alle Merkmale der Nase genau beschreibt. So wird sie jeder erkennen und entweder
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festhalten oder ihren Aufenthaltsort melden. Er befühlt dem Fahrer schnell zur Drückerei zu fahren und schlägt auf
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seinen Rücken, damit er schneller fährt. Fahr schneller, du Frau Lenz, schneller. Der Fahrer klagt: "Seien Sie vernünftig,
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Herr, und peitscht leicht die langen Haare seiner Bischonpferde. Endlich kommen sie an." Kovalov springt
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aus dem Wagen und geht atlos hinein. Am Eingang sitzt ein alter Beamter mit grauen Haaren und Brille, der gerade
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Münzen zählt. "Guten Tag, an wen gebe ich eine Anzeige auf?" ruft Kovalov. Der
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Beamte schaut kurz auf, größt und zählt weiter. "Ich möchte eine Anzeige aufgeben, sagt Kovalov." "Natürlich.
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Aber sie müssen etwas warten, antwortet der Beamte und schreibt eine Zahl auf ein Blatt, während er mit der anderen
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Hand eine Rechenmaschine bedient. Ein Diener, der an seiner Kleidung als Aristokratenerzieher zu erkennen ist,
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steht an der Theke und spricht viel. Er meint, dass die Nase kaum jemand kaufen
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würde, aber die Gräfin liebt den Hund verrückt und zahlt eine hohe Belohnung.
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Er empfiehlt lieber einen Jagdhund zu nehmen und nicht zu sparen, denn ein
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Hund ist ein Hund. Der Beamte mit grauen Haaren sieht sehr respektabel aus. Er
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hört dem Diener zu und zählt gleichzeitig die Wörter in der Zeitungsanzeige.
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Drinnen warten auch andere Leute mit Anzeigen, alte Frauen, Kaufleute und
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Diener. Die Anzeigen sind verschieden. Ein Kutscher sucht Arbeit und trinkt
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keinen Alkohol. Ein anderer verkauft einen Wagen aus Paris von 1814.
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Eine junge Frau, Jahre alt, sucht Arbeit im Wäschewaschen, kann aber auch andere
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Arbeiten machen. Ein Pferd ist auch zu verkaufen, 17 Jahre alt, stark und
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schnell. Es gibt auch Anzeigen für rettig und Rübensamen aus London, zwei
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Taflas für Pferde und ein Haus mit großem Land. Eine Anzeige sucht alte Schuhsohlen zum
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Kaufen. Viele Leute sind in einem kleinen Raum. Die Luft ist schwer, aber
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Kovajov riecht nichts, weil er sein Gesicht mit einem Taschentuch bedeckt hat. Er hat keine Nase mehr, die ist
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weg. Herr, darf ich fragen? Fragt jemand schließlich.
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Warten Sie bitte, antwortet der graue Beamte und wirft Rechnungen an die
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Kunden. Zwei Rubel Kopeken. Moment, ein Rubel 64
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Kopeken. Ich schaue nach. Er schaut zu Kovaliow. Bitte, ich höre.
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Ich weiß nicht genau, was hier passiert, aber ich möchte eine Anzeige machen. Ich gebe viel Geld für den, der meinen Dieb
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findet. Wie heißen Sie? Warum? Ich will meinen Namen nicht tragen. Viele Freunde
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kennen mich. Frau Chetarewa, Frau Potina. Wenn Sie es wissen, das wäre
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schlecht. Schreiben Sie nur Beamte achten Grades oder besser Major.
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Ist Ihnen ein Sklave weggelaufen? Nein, mein Dieb ist meine Nase. Wie
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heißt der? Keine Ahnung. Meine Nase ist weg. Ich weiß nicht, wo sie ist. Das ist
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ein Teufelswerk. Wie ist das passiert? Fragen Sie nicht. Wichtig ist, daß Sie jetzt in der Stadt
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als Beamter dritten Grades herumläuft. Bitte machen Sie eine Anzeige, dass jeder Sie bringt, wenn er sie sieht.
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Ohne Nase zu leben ist schwer. Es ist kein C, den keiner sieht, sondern das
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Gesicht. Ich besuche oft Frau Chatare zum Tee und Frau Potocina und ihre
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Tochter sind auch Freunde. Jetzt kann ich sie nicht mehr sehen. Der Beamte
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denkt lange nach. Nein, so eine Anzeige können wir nicht machen. Warum nicht? Die Zeitung würde
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ihren Ruf verlieren, wenn jeder schreibt, seine Nase ist weg. Was wird dann? Das ist doch keine Lüge. Für sie
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nicht. Aber letzte Woche kam ein Beamter mit einer ähnlichen Anzeige. Er hat zwei
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Rubel 73 Kopeken bezahlt. Es war ein verlorener Pudel, aber der Pudel war
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eigentlich ein Kassierer. Ärger pur. Ich mache keine Anzeige für einen Hund.
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Meine Nase ist weg. Das ist ein Teil von mir. So eine Anzeige veröffentlichen wir
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nicht, auch wenn meine Nase wirklich weg ist. Wenn ihre Nase wirklich weg ist,
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brauchen Sie einen Arzt. Es gibt Ärzte, die eine neue Nase machen können, aber
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ich denke, sie machen nur Spaß. Ich sage die Wahrheit. Ich zeige Ihnen mein
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Gesicht. Memur zieht tief das Schnupftabakspulver in seine Nase und sagt: "Ach was, kein
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Mißstrauen. Machen Sie sich keine Umstände." Dann sagt er neugierig: "Wenn
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es ihnen nichts ausmacht, möchte ich ihr Gesicht gern sehen." Major Kowaliow
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zieht sein Taschentuch weg. "Das ist wirklich seltsam", sagt der Beamte. "Ihr
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Gesicht ist ganz flach wie ein Pfankuchen. Unglaublich flach. Sehen
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Sie? Glauben Sie mir jetzt, sie können meine Anzeige nicht ablehnen.
20:28
Ich freue mich, Sie kennengelernt zu haben und danke Ihnen für ihre Hilfe. Major schmeichelt leicht.
20:35
Die Anzeige zu veröffentlichen ist kein Problem, aber ich glaube nicht, dass Sie etwas davon haben. Erzählen Sie Ihre
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Geschichte jemandem, der gut schreiben kann. Er schreibt einen schönen Text für die Zeitung Cuse Ariisa.
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Der Beamte Kowaliov verliert alle Hoffnung. Er schaut auf die Anzeigenseite der Zeitung. Dort sieht er
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den Namen einer schönen Schauspielerin. Lächelt und sucht in seiner Tasche nach Geld. Ja, ein blauer Schein. Kowaliow
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denkt, Hauptmänner schauen Theater nur von der Paterre, aber bei der Nase wird
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er traurig. Der Beamte fühlt Mitleid mit Kovalow und sagt: "Es tut mir leid, was ihnen
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passiert ist. Möchten Sie Schnupftabaak? Das hilft gegen Kopfweh und Langeweile,
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sogar gegen Häoriden. Er gibt Kovaliow die Dose. Doch Kovaliow verliert die
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Geduld. Wie können Sie in so einer Lage Scherzen? Ich habe keine Nase zum
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Schnupfen und Sie wissen das. Verflucht sei ihr Schnupftabak. Ich will nicht mal
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den besten Tabak riechen. Er geht traurig aus dem Amt und geht zum
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Haus des Polizeichefs. Der Chef liebt Süßigkeiten sehr. Sein Haus ist voll mit Geschenken von
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Kaufleuten. Die Kochin nimmt dem Chef die langen Reitstiefel und die Metallteile ab. Der dreijährige Sohn
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spielt mit des Vaters dreieckigem Hut. Der Chef entspannt sich nach seinem harten Dienst und freut sich auf den
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Schlaf. In diesem Moment kommt Kovallow herein, sehr unpassend für einen Besuch.
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Ich glaube, auch wenn Kovaliow mit viel Tee oder Stoff gekommen wäre, hätte er
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keinen freundlichen Empfang bekommen. Der Chef liebt viele Handwerksprodukte,
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aber er mag Geldscheine noch mehr. Er sagt oft: "Das ist das beste Ding der
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Welt. Man muss nicht essen oder trinken, nimmt wenig Platz, passt in die Tasche
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und wenn man es verliert, passiert nichts." Der Polizeichef begrüßt Kowaliow sehr kühl. Er sagt, dass der
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Nachmittag keine gute Zeit für eine Untersuchung ist, weil man nach dem Essen ruhen soll. Kowaliow merkt, dass
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der Polizeichef gerne klug spricht. Dann sagt der Chef, dass ehrliche Leute ihre
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Nase nicht einfach verlieren. Er spricht über komische Majore, die überall herumgehen. Das trifft Kovaliow sehr,
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mitten ins Herz. Er ist sehr empfindlich. Über sich selbst kann man sagen, was man will, aber über seinen
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Rang nicht. Wenn im Theater Witze über Unteroffiziere gemacht werden, ist es
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ihm egal. Aber bei Stabsoffizieren wird er sehr beleidigt, steht auf und
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sagt: "Nach diesen Worten habe ich nichts mehr zu sagen." Dann verlässt er das Büro. Als er nach Hause kommt, ist
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er sehr müde. Es wird schon dunkel. Nach dem ganzen Stress erscheint ihm seine Wohnung traurig und eklig. Im Flur sieht
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er seinen Diener Ivan auf dem Sofa liegen. Ivan spuckt immer an die gleiche Stelle an der Decke. Das macht Kovalliov
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wütend. Er schlägt Ivan auf die Stirn und ruft: "Du machst nur Unsinn." Ivan
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steht auf und hilft ihm mit dem Mantel. Kovaliow setzt sich schwer in seinen Sessel. Er seufz tief und sagt leise:
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"Mein Gott, warum passiert mir das? Ohne Arme oder Beine zu leben wäre besser.
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Ohne Ohren könnte er leben. Aber ohne Nase, wie soll man so leben? Ohne Nase
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ist man kein richtiger Mensch mehr. Hätte er sie im Krieg verloren, wäre es nicht so schrimm. Aber so einfach weg,
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das ist unlogisch. Vielleicht träumt er alles. Vielleicht hat er aus Versehen Wodka statt Wasser getrunken. Er kneift
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sich fest in den Arm. Es tut sehr weh. Also ist es kein Traum. Er geht zum
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Spiegel, hofft, dass die Nase wieder da ist, öffnet langsam die Augen, aber nein, sie fehlt immer noch. Es ist
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wirklich seltsam. Wenn ein Löffel oder eine Uhr weg ist, kann man es verstehen. Aber die Nase und das im eigenen Haus.
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Kovaliow denkt über alle Möglichkeiten nach. Am Ende glaubt er, dass Frau Potcina eine Witwe dahinter steckt. Sie
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will, dass er ihre Tochter heiratet. Er war auch interessiert, aber dann zog er sich zurück. Vielleicht hat sie eine
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alte Hexe bezahlt, um ihn zu bestrafen. Die Nase kann nicht einfach abgeschnitten worden sein. Niemand war
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bei ihm. Und am Mittwoch hatte ihn der Barbier Ivan Jakovlevsch noch rasiert, da war die Nase noch da. Auch hat er
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keine Schmerzen gespürt und so schnell halilt keine Wunde und schul gar nicht ohne Narbe. Der Major Kovaliow denkt
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nach. Soll er die Witwe beim Gericht anzeigen oder direkt mit ihr sprechen?
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Plötzlich kommt starkes Licht durch die Tür. Ivan hat im Flur Kerzen angezündet.
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Kurz danach tritt Ivan mit einem Leuchter ein. Kovaliows Gaste Reaktion.
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Er hält ein Taschentuch vor sein Gesicht, damit Ivan seine Nase nicht sieht. Gerade will Ivan das Zimmer
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verlassen, als jemand im Flur ruft. Wohnt hier der Beamte achter Klasse
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Kowalliov. Der Major springt auf. Ja, das bin ich. Ein Polizist tritt ein. Es
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ist derselbe, den wir am Anfang der Geschichte gesehen haben. "Haben Sie ihre Nase verloren?", fragt er. "Ja,",
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antwortet Kowaliov. "Wir haben sie gefunden." "Was sagen Sie da?" Kowaliow
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ist so überrascht, dass er fast nicht sprechen kann. Der Polizist erzählt. Die
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Nase saß in einer Kutsche, als ob sie nach Riger reisen wollte. Sie hatte sogar einen alten Ausweis dabei. Ich
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dachte zuerst, sie ist ein reicher Mann mit Dienern. Zum Glück hatte ich meine Brille. Als ich sie aufsetzte, sah ich,
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daß es nur eine Nase ist. Ich bin kurzsichtig. Ohne Brille sehe ich nur ihr Gesicht, aber nicht ihre Nase oder
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ihren Bart. Wo ist sie? Frag Kovaliow. Ich habe sie mitgebracht, sagt der Polizist. Ich dachte, sie brauchen sie
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dringend. Der Täter ist ein Friseur von der Straße Wosnenski. Wir haben ihn festgenommen. Ich habe ihn schon lange
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verdächtigt. Sogar Knöpfe hat er gestohlen. Der Polizist nimmt ein Paket aus der
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Tasche. Darin liegt die Nase. Das ist sie, ruft Kowaliow. Ganz sicher. Bitte
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trinken Sie mit mir Tee. Gerne, aber ich habe keine Zeit. Ich muss noch ins Krankenhaus. Alles ist so teuer. Ich
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habe eine große Familie. Meine Schwiegermutter, die Kinder. Mein ältester Sohn ist klug, aber ich habe
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kein Geld für seine Schule. Kovalio versteht den Hinweis und gibt dem Polizisten einen Geldschein. Der
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Polizist bedankt sich, grüßt und geht. Von draußen hört man ihn noch, wie er mit einem Bauern schimpft. Kovaliow
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steht noch einige Minuten da, ganz still. Die Freude ist so groß, dass er nichts denken kann. Dann schaut er sich
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seine Nase genau an. Ja, das ist sie. Sogar der Pickel ist noch da. Er
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lächelt. Aber Freude bleibt nie lange. Schon nach einer Minute fühlt er sich wieder weniger glücklich. Er denkt, ich
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habe die Nase, aber wie bringe ich sie zurück an mein Gesicht? Was, wenn sie nicht hält? Der Gedanke macht ihn
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plötzlich ganz bleich. Kovaliow läuft schnell zum Spiegel. Er will die Nase
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richtig einsetzen. Mit zitternden Händen versucht er sie an die richtige Stelle zu drücken. Er pustet sie an, macht sie
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warm, drückt sie vorsichtig zwischen die Wangen. Aber es funktioniert nicht. Die Nase fällt immer wieder herunter mit
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einem dumpfen Ton, als wäre sie aus Holz. "Was, wenn sie nie wieder hält?",
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denkt er entsetzt. "Imer wieder probiert er es, aber es klappt nicht." Er ruft
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Ivan und bittet ihn, den Hausarzt zu holen. Der Arzt wohnt im besten Teil des
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Hauses. Er ist elegant, gesund, hat schöne Kotletten und eine junge Frau. Er
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achtet sehr auf Hygiene, putzt seine Zähne mit fünf Bürsten und gelt lange.
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Der Arzt kommt schnell. Er fragt, was passiert ist, hebt das Kind des Majors, klopft leicht auf die Stelle, wo früher
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die Nase war. Das tut weh. Der Arzt bittet Kowaliow sich nach rechts und links zu drehen. Er untersucht alles.
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Genau. Klopft noch einmal, dann schüttelt er den Kopf. Nein, das geht nicht. Es ist besser, wenn Sie es so
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lassen. Wenn ich es befestige, wird es schlimmer als jetzt. Aber wie kann ich ohne Nase leben? Ruft
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Kowaliow. Ich kenne wichtige Leute. Heute bin ich bei zwei Damen eingeladen.
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Frau Cchchtarewa und Frau Potogina. Und mit Potocina habe ich noch ein Problem.
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Ich will zur Polizei gehen. Kovaliov macht eine Pause, dann bittet er flehend. Geht es wirklich gar nicht? Sie
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müssen sie nicht perfekt befestigen. Ich halte sie mit der Hand. Ich tanze auch nicht, um sie nicht zu verlieren. Und
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das Honorar machen Sie sich keine Sorgen. Der Arzt sagt ruhig: "Ich arbeite nicht für Geld, aber ich nehme
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etwas, damit die Leute nicht beleidigt sind. Ich kann die Nase befestigen, aber es wird schlimmer als jetzt. Lassen Sie
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alles so, wie es ist. Waschen Sie Ihr Gesicht oft mit kaltem Wasser. Sie werden gesund leben, auch ohne Nase.
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Sie können sie in ein Glas mit Alkohol legen, mit Wodka und Essig. Vielleicht verkaufen sie sie sogar. Wenn Sie nicht
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so viel verlangen, kaufe ich sie. Nein, ruft er verzweifelt. Ich verkaufe sie
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nicht. Lieber soll sie verrotten. Der Arzt steht auf, verbeugt sich. Es
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tut mir leid, ich kann nicht helfen. Dann verlässt er den Zimmer ruhig und elegant. Kovaliow bleibt still sitzen.
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Er kann nicht zum Arzt schauen. Nur die weißen Manschetten seines Anzugs bemerkt er.
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Am nächsten Tag entscheidet Kovaliow zuerst der Frau Potcina einen freundlichen Brief zu schreiben, bevor
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er zur Polizei geht. Sehr geehrte Frau Alexandra Grigorievner,
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ich verstehe ihr seltsames Verhalten wirklich nicht. So erreichen Sie nichts. Sie können mich nicht zwingen, ihre
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Tochter zu heiraten. Ich weiß genau, was mit meiner Nase passiert ist. Es ist für
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mich kein Geheimnis, dass sie dahinter stecken. Ich weiß auch, dass meine Nase zuerst als Beamter herumläuft und dann
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wieder meine eigene Nase aussieht. Das ist eindeutig das Werk von Leuten wie ihnen, die Zauberei für eine Neble
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anschauen halten. Ich warne Sie, wenn die obenannte Nase heute Abend nicht wieder an Ihren Platz
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kommt, werde ich mich an die Behörden wenden. Mit höflichem Gruß und Respekt, ihr
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treuer Diener Platon Kovaljow. Sehr geehrte Herr Platon Kusimsch, ihr
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Brief hat mich sehr überrascht. Ich bin enttäuscht, dass es gerade sie sind, die mir solche Vorwürfen machen.
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Ich möchte klarstellen, dass ich niemals einen Beamten, weder in seiner Form noch in einer anderen in mein Haus gelassen
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habe. Es war nur Philip Iwan Putikow da. Er ist ein anständiger, kluger Mann, der
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niemals Alkohol trinkt. Er wollte um die Hand meiner Tochter anhalten, aber ich habe ihm nie Hoffnung gemacht. Und was
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die Nase betrifft, wenn Sie meinen, ich habe Ihre Heiratspläne mit einem Nasenstreich gestört, dann wundert mich
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das sehr. Ich bin gar nicht gegen die Ehe. Wenn Sie sich auf ehrliche Weise um meine Tochter bemühen, bin ich
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überzeugt, dass Ihr Wunsch erfüllt wird. Diese Verbindung ist nämlich auch mein Wunsch. Mit freundlichen Grüßen und
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stets bereit, ihre Wünsche zu erfüllen. Alexandra Potuccina.
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Nein, die Frau ist nicht schuldig. Im Brief steht nichts, was auf ein schlechtes Gewissen hindeutet. Eine
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schuldige schreibt so etwas sagt das nicht ohne Grund. In Kaukasus hat er schon mehrere Untersuchungen geleitet.
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Er hat also Erfahrung. Verzweifelt lässt er seine Arme hängen.
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Wie soll ich das alles erklären? Nur der Teufel kann so etwas machen.
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Inzwischen gibt es in der Hauptstadt viele Gerüchte über diesen seltsamen Vorfall.
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Die Leute interessieren sich sowieso für ungewöhnliche Dinge. Noch vor kurzem
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spricht jeder über ein Magnetismusexperiment. Auch die tanzenden Stühle in der Kunen
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Straße beschäftigen viele. Deshalb wundert es niemanden, dass viele die
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Geschichte vom achten Rangsbeamten Kovaljov glauben, dessen Nase um Punkt 3
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Uhr auf dem Neva Boulevard spazieren geht. Jeden Tag versammeln sich Menschenmengen
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an den Orten, wo die Nase gesehen worden sein soll. Einer erzählt sogar, die Nase
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kauft etwas im Ladenjunker. Sofort entsteht so viel Andrang, dass
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die Polizei kommen muss. Ein schlauer Verkäufer mit großen Kotteletten vor einem Theater stellt
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extra Hocker auf. Er vermietet sie für 80 Kopeken das Stück.
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Ein Oberst verläßt am Morgen extra früh sein Haus, kämpft sich durch die Menge und kommt mit Mühe zum Schaufenster.
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Als er dort keine Nase sieht, wird er sehr wütend. Im Fenster liegt nur ein
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Pullover und ein alter Druck. Ein Bild, das sicher schon 10 Jahre dort hängt.
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Darauf ist ein Mädchen zu sehen, das sich bückt, um den Strumpf zu richten. Dahinter schaut ein Mann mit offenem
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Westen und Ziegenbart hervor. Beim Weggehen murmelt der Oberst. Wie
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dumm, das Volk wird mit Unsinn beschäftigt. Dann kommt ein neues Gerücht. Die Nase
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läuft nicht auf dem Boulevard, sondern im taurischen Garten herum, schon seit der Zeit von Hosraum Mirsa.
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Sogar ein junger Prinz soll überrascht gewesen sein über dieses Naturwunder.
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Sofort strömen Medizinstudenten in den Park. Eine angesehene Dame bittet die
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Parkverwaltung schriftlich, ihren Kindern dieses seltene Naturphänomen zu zeigen, mit Erklärungen, damit sie etwas
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lernen. Diese Geschichten freuen besonders die Snops, die auf Partys immer versuchen,
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feine Damen zum Lachen zu bringen, aber keine Themen mehr haben. Nur ein kleiner Kreis anständiger kluger
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Menschen gefällt das Ganze nicht. Ein ernster Herr sagt wütend, daß er in
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einer so aufgeklärten Zeit nicht versteht, wie solcher Unsinn sich verbreiten kann und warum die Regierung
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nichts dagegen tut. Anscheinend will dieser Herr, daß ich der Staat um alles kümmert, sogar um
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seine Streitereien mit der Ehefrau zu Hause. Doch dann wird alles wieder von einem
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dichten Schleier des Geheimnisses bedeckt.
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Was für ein Unsinn passiert auf der Welt, denkt man manchmal. Wie soll man
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erklären, dass die Nase, die wie ein Beamter dritten Rangs durch die Stadt lief und so viel Aufsehen erregte,
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plötzlich wieder an ihrem alten Platz zwischen den Wangen des Majors Kowaliow auftaucht.
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Am 7. April wacht Kovallow auf, schaut zufällig in den Spiegel und was sieht
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er? Seine Nase. Er fßst sie an. Ja, es ist wirklich seine Nase. Aha. ruft er
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glücklich. Fast will er barfuß im Zimmer tanzen. Da kommt Ivan hinein. Er sagt
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Ivan, er soll Wasser bringen. Beim Waschen schaut er noch einmal in den Spiegel. Die Nase ist da. Beim
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Abtrocknen tastet er noch einmal nach. Ja, die Nase.
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Sieh mal, Ivan, ich glaube, ich habe einen Pickel auf der Nase, sagt er. In Sorge, Ivan könnte sagen, sie haben gar
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keine Nase. Doch Ivan sagt: "Nein, Herr, da ist kein Pickel. Ihre Nase ist ganz
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sauber." Der Major schnippt mit den Fingern. Wunderbar. Zur Helle mit dem
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Pickel. Da schaut der Friseur Ivan Jakoblewit vorsichtig durch die Tür. Er sieht aus
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wie eine Katze, die beim Stehlen erwischt worden. Der Major ruft ihm sofort zu. "Hast du saubere Hände?"
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Ja, Herr Lügner, wirklich? Sie sind sauber. Na gut, aber ich warne dich.
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Der Major setzt sich. Der Friseur bindet ihm schnell ein Tuch um, macht viel
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Schaum. Das Gesicht sieht aus wie eine Sahnetorte. Dabei schaut er immer wieder heimlich
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auf die Nase und murmelt. Was für ein Wunder. Einmal will er die Nasenspitze mit zwei
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Fingern anheben, wie er das beim Rasieren immer macht. "Auf keinen Fall",
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ruft der Major. Die Hände des Friseurs sinken. Er war noch nie so verwirrt.
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Aber er rasiert trotzdem, zieht mit dem Daunen die Haut straff und am Ende ist die Rasur fertig.
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Der Major zieht sich schnell an, nimmt eine Kutsche und fährt ins Caffée. Schon an der Tür ruft er: "Junge, eine Tasse
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Schokolade". Dann steht er sofort vor dem Spiegel, ja, die Nase ist da. Er
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geht zufrieden zurück, schaut spättisch auf ein paar Offiziere am Nachbartisch. Einer hat nur eine sehr kleine Nase wie
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ein Knopf. Dann geht er ins Ministerium, um vielleicht eine bessere Stelle zu
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bekommen. Er schaut in den Spiegel. Die Nase ist da. Danach besucht er einen
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alten Freund, auch Major. Dieser macht gerne Witze. Der Major denkt, wenn er nicht lacht,
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dann ist alles wieder normal. Und tatsächlich, der Freund macht keinen Witz. Alles scheint in Ordnung.
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Auf dem Heimweg trifft er Frau Potdtchina und ihre Tochter. Er grüßt, sie antworten freundlich. Das macht ihn
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sicher, sein Gesicht ist wieder komplett. Er redet lange mit ihnen, nimmt seine
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Schnupftabaksdose, füllt beide Nasenlöcher und denkt: "Seht her, dumme Hühner, ich bin stark wie ein Löwe. Und
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ihre Tochter? Nein, danke. Aber wenn es nur um Liebe geht, warum nicht?"
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Seitdem sieht man Major Kovaliow überall auf dem Boulevard im Theater und seine
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Nase sitzt fest, als wäre nie etwas passiert. Man sieht ihn immer gut
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gelaunt, scherzend, schöne Frauen beobachtend. Einmal sah man ihn sogar im Geschäft von
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Gostin die Door, wie er ein Band für eine Auszeichnung kaufte, obwohl er keine Auszeichnung hatte. Das verstand
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niemand. So etwas passierte also in unserer Hauptstadt.
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Wenn man darüber nachdenkt, ist vieles daran unlogisch. Wie kann eine Nase einfach verschwinden
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und als Beamter durch die Stadt laufen? Oder dass der Major eine Anzeige in die Zeitung setzen will, weil seine Nase weg
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ist? Ich sag das nicht, weil es teuer wäre. Nein, ich bin nicht geizig. Ich
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finde es einfach peinlich und unappetitlich. Und wie kam überhaupt eine Nase in Brot
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und dazu in das Brot, das Ivans Frau gebacken hat? noch seltsamer, wie kommen
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Schriftsteller dazu, so ein Thema zu wählen? Das ist doch völlig sinnlos. Es
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bringt dem Land nichts. Aber ehrlich gesagt, wer weiß, vielleicht hat das
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Ganze doch einen Sinn, denn wie man sieht, solche Dinge passieren. Selten,
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aber sie passieren sind am Ende von Gogols die Nase angekommen. Bis zum nächsten Werk.
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Tschüss.

